Sport und Integration

#sprachlernendesspiel

Sind Geflüchtete nur noch eine Randnotiz wert?


Ein Kommentar von Julian Mende, Lehrer an der Leonore-Goldschmidt-Schule Hannover-Mühlenberg sowie Initiator und Leiter des Projekts #sprachlernendesspiel.

Das Projekt #sprachlernendesspiel ist jetzt im fünften Jahr, und es freut mich, dass unsere Arbeit im Rahmen dieser Publikation gewürdigt wird. Besonders jetzt, da das Thema Flucht und Migration nicht mehr die Schlagzeilen beherrscht und von anderen brisanten Themen in den Hintergrund gestellt wird. Fast könnte man meinen, dass jetzt wieder alles geordnet zugeht, dass Geflüchtete in unserer Gesellschaft nur noch eine Randnotiz wert sind, dass sie nun integriert sind und die Gesellschaft sich jetzt anderen Aufgaben widmen könne.

Aber das stimmt so nicht. Noch immer sind die Zustände in Teilen der Welt so fatal, dass Menschen in großer Not gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Verfolgung und Vertreibung ist weiterhin aktuell und wird es bleiben. Zwar sind es mit rund 142.500 Asylerstanträgen im Jahr 2019 deutlich weniger Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, doch deshalb bedarf es nicht weniger Unterstützung, um Integration zu ermöglichen.

Nach wie vor gibt es Menschen, die Schutz suchen, und Menschen, die bereit sind, sich für diesen Schutz einzusetzen. Es gibt weiterhin Kinder und Jugendliche, die fernab der Heimat eine neue Sprache erlernen müssen und eine neue Schule besuchen, und glücklicherweise gibt es weiterhin Sprachlernklassen, die einen geschützten Lernraum ermöglichen. Lehrer:innen engagieren sich über alle Maßen für die neu zugewanderten Kinder und Jugendlichen, die das Anrecht haben, ein Jahr lang eine Sprachlernklasse zu besuchen.

Und trotzdem reichen die vom Land zur Verfügung gestellten Mittel nicht aus, um nachhaltig Sprachförderung und Integration zu ermöglichen. Hier setzen Projekte wie #sprachlernendesspiel an. Externe Partner:innen ergänzen das Angebot der Schulen und ermöglichen es Kindern und Jugendlichen, neben der Sprachkompetenz auch soziale Kompetenzen zu erwerben. Gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten, auf einer Bühne sichtbar zu werden, künstlerisch zu arbeiten, Selbstwirksamkeit zu erfahren – all das sind Dinge, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern und einen Diskurs über die Gestaltung unserer Zukunft eröffnen.

Dort, wo die öffentlichen Mittel nicht ausreichen, sind es diverse Förderer wie die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung, die diese Arbeit bislang ermöglicht haben, und ich hoffe, dass Projekte wie #sprachlernendesspiel auch weiterhin durchgeführt werden und nachhaltig wirken können, damit das Thema Integration irgendwann zu Recht eine Randnotiz wird.


Text. Mirco Broers

Kommentar & Foto. Julian Mende