Sport und Integration

IcanDo e.V.

Ich kann es schaffen!


Der IcanDo e.V. – Ein visionärer Verein am Nabel der Zeit

Deutscher Förderpreis der Stiftung Kriminalprävention 2006, erster Platz beim Integrationspreis des Innenministeriums von Niedersachsen 2009, erster Platz beim Integrationspreis Sport der Landeshauptstadt Hannover 2012 und erster Platz beim Ideenwettbewerb Sport integriert Niedersachsen des LandesSportBundes Niedersachsen im Jahr 2016. Der Trophäenschrank des IcanDo e. V. aus Hannover ist üppig gefüllt, und auch die Wissenschaft schätzt die Arbeit des hannoverschen Vereins. So erachtet der renommierte Sportsoziologe und Gewaltforscher Professor Gunter A. Pilz die Projektarbeit von IcanDo als „richtungsweisenden Ansatz, wie Sport gezielt als Mittel zur Integration und Prävention eingesetzt werden kann“. Doch was ist der IcanDo e. V. überhaupt für ein Verein? Und was macht ihn so besonders, wenn nicht sogar einzigartig?

Ein Blick auf den Namenszusatz liefert erste Hinweise: IcanDo e. V. – Verein für Spiel, Sport, Bewegung und soziale Arbeit. Auf ihrer Homepage (www.icando-verein.de) beschreibt das Team von IcanDo die eigene Organisation als ein „innovatives und zeitgemäßes Modell eines gemeinnützigen Vereins, der in der Nische zwischen Sport und professioneller sozialer Arbeit agiert“. Der Satzungszweck des im Jahr 2009 gegründeten und im Landessportbund als Mitglied geführten (Sport-)Vereins verdeutlicht seine Ziele, nämlich die Entwicklung und Durchführung von Programmen, die sich aus den Potenzialen des Sports wie zum Beispiel der Bildungsförderung, der Integration und der Gewaltprävention ergeben. Kurz gesagt: Dem IcanDo e. V. geht es um die Entwicklung und Realisierung von Projekten, in denen Spiel und Sport gezielt als Mittel zur Förderung sozialer Randgruppen und zur Bekämpfung sozialer Probleme genutzt werden. Verständlich wird so die Botschaft des Vereins „Our Business-Case ist soziale Arbeit durch Sport!“.

Jeder kann etwas und trägt große Entwicklungspotenziale in sich

Unter dem Motto „I can Do … Ich kann es schaffen!“ plant und realisiert der Verein nunmehr bereits seit über zehn Jahren immer wieder innovative und spannende Projekte, die sich an den vorhandenen Bedürfnissen im Alltag der Menschen orientieren. Er folgt dabei einer klaren Vision, die sowohl zum Handeln als auch zum Umdenken anregt. Mit dem Programmhinweis bereits im Namen, verbreiten alle Vereinsangebote von IcanDo stets die zentrale Botschaft, dass „jede:r etwas kann und große Entwicklungspotenziale in sich trägt“. Dementsprechend wird den Kindern und Jugendlichen, die an den Trainingsangeboten und Projekten des Vereins teilnehmen, vor allem Wertschätzung und Anerkennung gegenüber den vorhandenen eigenen Fähigkeiten und Potenzialen entgegengebracht.

Die Angebotspalette von IcanDo e. V. stützt sich aktuell auf drei Säulen, die es lohnt, etwas genauer zu betrachten.

Miteinander schafft Vertrauen

Spiel- und Sport-Feriencamps – Ferienfreizeit für alle Kids!

Eine dieser Säulen lautet: Spiel- und Sport-Feriencamps – Ferienfreizeit für alle Kids! Seit der Gründung des Vereins sind sie ein fester Bestandteil des Angebots von IcanDo und finden stets in den Schulferien einmal oder sogar mehrere Male pro Jahr statt. Mit dem Angebot werden Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren erreicht, die aus unterschiedlichen Gründen keine Chance zur Teilnahme an einer Ferienveranstaltung haben.

Einige der Familien dieser Kinder leben in einem sozial schwachen Milieu und besitzen zu wenig Geld für die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder können sich keinen Urlaub leisten. Um Zugang zu diesen Familien zu bekommen, kooperiert IcanDo von Anbeginn an eng mit sozialpädagogischen Einrichtungen und Schulen. Bei der Durchführung der Spiel- und Sport-Feriencamps ist den Verantwortlichen die Botschaft sehr wichtig, dass der IcanDo-Verein für „kulturelle Vielfalt und Buntsein“ steht. Kulturelle Unterschiede von Teilnehmer:innen können ihrer Ansicht nach im Spiel leicht überwunden und der Gemeinschaftssinn, der Teamgeist und das Miteinander gestärkt werden. Damit dies gelingt, hat sich der IcanDo-Verein Leitbilder gesetzt wie zum Beispiel „Mehr Miteinander statt Gegeneinander“ oder „Akzeptanz von Vielfalt und Anderssein“.

Gelebte Vielfalt wird damit zu einem zentralen Inhalt der Spiel- und Sport-Feriencamps, in denen beispielsweise die Spielgruppen ständig durchmischt und keine festen Mannschaften gebildet werden. „Gerade über die Bewältigung sportiver Aufgaben in der Gruppe wird der Wert gemeinsamen und anerkennenden Handelns ganz praktisch mit ‚Kopf, Herz und Hand‘ erfahrbar“, sagt der Begründer der IcanDo-Idee und erste Vereinsvorsitzende Olaf Zajonc. Er betont, dass sich das IcanDo-Team, zu dem Sozial- und Sonderpädagog:innen, aber auch Sozial- und Sprachwissenschaftler:innen gehören, immer wieder neue Ideen und kreative Abläufe und Spielregeln einfallen lassen, die zur Umsetzung der Leitbilder in der Praxis beitragen. So findet am Ende der Feriencamps beispielsweise keine Siegerehrung, sondern eine Fairnessehrung für alle Kids statt. Außerdem wurde bei IcanDo von Beginn an die Rote Karte für Regelverstöße im Spiel durch die Grüne Karte ersetzt, die regelgerechtes Verhalten honoriert.

Vielleicht sind es genau diese angepassten Bedingungen, weshalb die vor knapp zehn Jahren von IcanDo entwickelte Idee der Spiel- und Sport-Feriencamps bis heute viel Zuspruch erfährt. Vom Beginn bis heute nehmen stets rund einhundert Kinder teil. Der IcanDo-­Verein lieferte mit seiner Idee zudem den Impuls für zahlreiche andere Sportvereine in der Region sowie für die Landeshauptstadt Hannover, die in der Folge selbst entsprechende Angebote für Kinder in der Ferienzeit anbieten. Das IcanDo-­Team ruht sich allerdings nicht auf den Erfolgen aus und entwickelt aktuell eine „Bewegte Sprachwerkstatt“, die mit der Ferien­camp-­Idee kombiniert wird.

Schulprojekte zum sozialen Lernen und zur Gewaltprävention

Die zweite Angebotssäule des IcanDo-­Vereins bilden Schulprojekte zum sozialen Lernen und zur Gewaltprävention. Selbstverständlich geht es auch hier wieder um die Anerkennung und die Förderung individueller Stärken und des Selbstwertgefühls von Kindern und Jugendlichen.

Ein Ausgangspunkt für die Projekte von IcanDo im Vormittagsbereich von Schulen ist die Annahme, dass vor allem diejenigen Heranwachsenden, die sich schwach fühlen und unzulänglich im Handeln mit anderen agieren, eher zu problematischen Verhaltensweisen tendieren oder gewalttätig werden. Im Konzept des sozialpädagogischen Unterstützungsprogramms für Schulen von IcanDo stehen nicht allein nur die Schüler:innen aller Altersstufen und Schulformen im Mittelpunkt. Zusätzlich zur Förderung der Schlüsselkompetenzen der Kinder und Jugendlichen unterstützt der IcanDo e. V. ebenfalls die Lehrkräfte. Sie erhalten Fortbildungsmöglichkeiten in Hinsicht auf die Entwicklung ihrer Kompetenz zum Thema soziales Lernen mit Spiel und Bewegung und im Umgang mit Konflikten im Schulalltag.

Für beide Zielgruppen geht es dabei um die Verbesserung der Fähigkeiten zur Grenz- und Selbstwahrnehmung, zum Aufbau einer konstruktiven Fehler- und Konfliktkultur und um das Erlernen von Alternativen zu abwertendem oder sogar gewalttätigem Verhalten. Auf Basis dieses Ansatzes bietet IcanDo interessierten Schulen unterschiedliche alters- und themenbezogene Teilkonzepte an, die im Rahmen mehrtägiger Projekte oder langjähriger Dauerkooperationen durchgeführt werden. Inhaltlich geht es dabei neben der Förderung der Fähigkeit zur Selbstbehauptung im Grundschulalter ebenso um das Erlernen eines angemessenen Umgangs mit Kraft und Aggression. Neben Team- und Kooperationsspielen zur Förderung der Gemeinschaft gehören deshalb Ringen, Raufen, Kämpfen und wilde Spiele zum festen Bestandteil der IcanDo-­Schul­pro­jekte.

Mit dem starken Motto „Ich kann es schaffen!“ agiert der IcanDo e. V. seit Jahren am Puls der Zeit

Ganz gleich ob beim Abbau von Vorurteilen hin zu einem gewaltfreien und vor allem achtsamen Umgang im Miteinander oder der Entwicklung von Teamkompetenz: Spiel und Bewegung stehen bei IcanDo stets im Mittelpunkt. Sie liefern zudem die zentralen Inhalte und werden zum Beispiel bei der erforderlichen Reflexion gezielt durch sozialpädagogische Methoden ergänzt. Die langjährige Erfahrung und die erworbene Expertise des IcanDo-­Teams haben dazu geführt, dass sich heute immer mehr Schulen vom IcanDo e. V. bei der Weiterentwicklung ihres Schulkonzepts und bei der Entwicklung eines eigenen bewegungsorientierten Ansatzes zur Gewaltprävention beraten lassen. So scheint es nur logisch zu sein, dass der IcanDo e. V. im Zuge der aktuellen Corona-Krise als eine der ersten Organisationen den Schulen eng zur Seite stand und sie bei der Entwicklung kindgerechter Maßnahmen in Hinsicht auf die erforderliche soziale Distanzierung unterstützt.

Interkulturelle Streetliga

Die dritte Angebotssäule des ­IcanDo e. V. wendet sich dem Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu. Unter dem Titel der „Interkulturelle Streetliga“ hat der IcanDo e. V. im Frühjahr 2015 die erste Straßenfußballliga in der Region Hannover ins Leben gerufen. Sie wurde gegründet, um den Dialog, das Miteinander und die Teilhabechancen der Jugendlichen – unabhängig von Herkunft, Bildungsstand oder Status – zu fördern. Besonders wichtig ist den Organisator:innen von IcanDo, dass die Jugendlichen die Streetliga nicht nur mitgestalten, sondern in weiten Teilen in Eigenregie realisieren. Jugendliche, die zunächst als Teilnehmer in der Liga begannen, übernahmen vielfältige Aufgaben. Sie entwickelten sich zu Teamer:innen und wurden in die Organisationsprozesse des Projekts eingeführt. Für ihre Leistungen stellen die Verantwortlichen den Jugendlichen einen Kompetenzpass aus, der über ihre jeweiligen Stärken und Fähigkeiten Auskunft gibt und der ihnen im Zuge von Bewerbungsschreiben von Nutzen sein kann.

Seit dem Projektstart wurden weit über tausend Kinder und Jugendliche aus über dreißig verschiedenen Herkunftsländern am Projekt beteiligt. Nicht zuletzt aufgrund der zusätzlichen finanziellen Förderung durch den LandesSportBund Niedersachsen konnten einige von ihnen an kostenfreien Zusatzangeboten wie beispielsweise Freizeitfahrten, Hausaufgabenhilfen oder Sprachförderungen teilnehmen. Da die Gründung der Streetliga in die Anfangszeit der Flüchtlingswelle fiel, wurde spontan ein zusätzlicher Projektbaustein gegründet, der die Teilnahme von jugendlichen Geflüchteten ermöglichte. Das Angebot eröffnete zahlreichen Geflüchteten den niedrigschwelligen Zugang zum Fußballspiel mit Gleichaltrigen. IcanDo erachtet die „Interkulturelle Streetliga“ als eine Plattform für Begegnungen und als eine Art Anlaufstelle. Dennoch gab es auch sportliche Erfolge zu verzeichnen: 2016 holte ein Team die deutsche Meisterschaft im Straßenfußball.

Anlaufstelle unter freiem Himmel

Spaß. Wettkampf mal anders. Sportliches Austoben. Sich messen. Freunde treffen. Verschiedene Kulturen. Freude. Vorurteile und Rivalitäten beiseitelegen. Miteinander. Clique. Emotionen. Zusammenhalt stärken. Förderung der eigenen Identität. Gemeinschaft. Einheit. All das und noch vieles, vieles mehr verkörpert IcanDo. Der Verein liefert mit seinen kreativen und visionären Projekten wichtige zeitgemäße Impulse zur Förderung des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft.

Die Idee und die Teilkonzepte wurden zwischenzeitlich umfangreichen und detaillierten Untersuchungen unterzogen. So bescheinigte das unabhängige Analysehaus Phineo dem IcanDo-­Verein im Jahr 2015 die Wirksamkeit seiner Schulprojekte und verlieh ihm ein Gütesiegel. Eine hohe Auszeichnung, die insgesamt nur 22 Organisationen in ganz Deutschland und in ganz Niedersachsen einzig nur dem IcanDo e. V. zuteilwurde. Auch eine kürzlich durchgeführte Evaluation der IcanDo-Projekte an mehreren Schulen durch Studierende der Universität Hannover kam zu ähnlich positiven Ergebnissen. Danach wird dem IcanDo-­Konzept­ansatz auf der Basis von Befragungen und Beobachtungen hohe Qualität und fachliche Fundierung bescheinigt.

Letztendlich sind auch der
Politik die Potenziale von IcanDo nicht verborgen geblieben. So urteilte der ehemalige niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann: „IcanDo steht beispielhaft für Prävention und Integration durch Sport an Schulen, zu deren Einzugsgebiet auch soziale Brennpunkte zählen. IcanDo verbindet hier erfolgreich Spiel- und Sportangebote mit sozialpädagogischen Methoden.“

Mit dem starken Motto „Ich kann es schaffen!“ agiert der IcanDo e. V. seit Jahren am Puls der Zeit. Dies hat die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung früh erkannt und fördert die Projekte des sympathischen und zugleich erfolgreichen Vereins aus der Nordstadt in Hannover bereits seit seiner Gründung.


Text. Louis Lambert Fotos. IcanDo e. V.